Viele Leute in meinem Alter und mit meiner Sozialisation (Netzmenschen) beteuern ja immer wieder, dass sie gar kein TV mehr schauen… um dann am Sonntag meine Timeline mit Kommentaren über den laufenden Tatort zu überschwemmen 😉
Ich möchte an dieser Stelle gestehen: Ich schaue gerne fern. Filme. Dokus. Manchmal gebe ich mir sogar ganze Themenabende. TV funktioniert immer noch für mich, nur hat es nicht mehr meine volle Aufmerksamkeit. Meistens – und auch das gebe ich zu – sind es dann doch Hollywoodfilme.
Deutsches Fernsehen also. Arte und SWR fragen, welche Art von Projekten sie in Zukunft angehen sollen. Was wünsche ich mir also? Ich bin ja befangen, da ich bei Zeit der Helden mitgemischt habe aber ich habe trotzdem eine kleine Liste angefertigt:
Macht Genre jenseits des Krimis. Unbedingt. Ihr mögt es kaum glauben aber es gibt unfassbar viele Fans, die auch eine deutsche Science Fiction, Horror, Fantasy begrüssen würden.
Die deutsche Comedy verursacht Depressionen. Ändert das. Beauftragt keine Drehbuchautoren, die missmutig schwachsinnige Plots auf Fritzchenwitzniveau fabrizieren. Selbstironie, ein feines Augenzwinkern und intelligenter Witz werden sogar von mir verstanden. Ich würde gerne wieder lachen, wenn ich den Fernseher anmache.
Es ist völlig ok, ein bis zwei Nazi-, Mauerfluchtdingsda- und Historienschinkenmegaevent-Filme im Jahr zu produzieren. Ein bis zwei.
Geht dahin wo es wehtut: der Liebesfilm. Lasst uns bitte, auch unseren europäischen Nachbarn zuliebe, eine Romantik inszenieren, die sich nicht nur an 62jährige Pilcherfans wendet. Vielleicht heiraten dann sogar wieder mehr Menschen und die Geburtenrate steigt.
Lerchenberg, Zeit der Helden, Verbrechen (nach Schirachs Bestseller)… da passiert im Augenblick einiges und ich bin erfreut. Der Mut steht dem deutschen TV gut und ich bin überzeugt, dass sich damit in Zukunft auch Quote machen lässt.
Die Miniserie, durch einen transmedialen Second Screen Ansatz sinnvoll inszeniert, ist das beste Format, um diesen Weg auch weiter zu gehen. Gute Geschichten bekommen so zeitlich, inhaltlich und formal mehr Raum sich zu entfalten und können von Fancommunities im Web diskutiert und weitererlebt werden. TV kann so spannender, involvierender und reichhaltiger werden. Die meisten von uns erfahren über einen Hinweis auf Facebook oder Twitter über eine TV-Sendung und nicht mehr über eine Fernsehzeitschrift. Die Geschichten fangen also schon in unseren Streams an. Da draussen ist eine Welt voller Geschichten und das Publikum wartet nur darauf, dass wir etwas Cooles und Liebevolles daraus machen.
Wir sollten wirklich reden.